Besteuerung von Polymarket: Eine Übersicht

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November 21, 2024
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Besteuerung von Polymarket: Eine Übersicht

Die US-Wahlen sind ein globales Großereignis, das nicht nur die politische Landschaft der Vereinigten Staaten prägt, sondern auch weltweit Aufmerksamkeit auf sich zieht – und zunehmend auch auf Prognosemärkte. Eine Plattform, die dabei in diesem Jahr eine besondere Rolle spielt, ist Polymarket. Polymarket ermöglicht es Nutzern, auf den Ausgang politischer Ereignisse wie den US-Wahlen zu setzen und so vom kollektiven Wissen und den Erwartungen der Nutzer zu profitieren (https://www.binance.com/en/square/post/15913109669162). Durch die Nutzung der Blockchain-Technologie und dezentraler Strukturen können hier Prognosen in Echtzeit abgegeben und verfolgt werden. Doch gerade im Hinblick auf steuerliche Aspekte gibt es viele Unsicherheiten: Wie werden Gewinne aus solchen Wetten behandelt? Und welche steuerlichen Pflichten ergeben sich für Anleger?

Dieser Artikel beleuchtet die steuerliche Seite der Nutzung von Polymarket im Kontext politischer Ereignisse wie den US-Wahlen und erklärt, wie Nutzer ihre Gewinne aus diesen Prognosemärkten in Deutschland korrekt versteuern können.

Was ist Polymarket?

Polymarket ist eine dezentrale Plattform, die es Nutzern ermöglicht, auf den Ausgang bestimmter Ereignisse zu wetten. Anders als herkömmliche Buchmacher oder Prognosemärkte basiert Polymarket auf der Blockchain-Technologie und ermöglicht transparente, manipulationssichere Wetten auf Basis von Smart Contracts. Die Plattform nutzt den Stablecoin USDc als Einsatzwährung und ist aufgrund ihrer Dezentralität weniger reguliert als traditionelle Wett- und Handelsplattformen.

Mehr dazu hier: https://dune.com/blog/polymarkets-rise-a-new-era-in-prediction-markets 

Technische Umsetzung

Das ganze wird über sogenannte Conditional Tokens umgesetzt. Diese sind auch auf der Polygon Blockchain öffentlich einsehbar und das Trading aus diesem Token führt zur sogenannten Quote, die eigentlich nichts anderes als einen Kurswert darstellt.

Die Wette bleibt solange offen bis ein Zeitablauf eintritt oder eine Resolution. Bei Eintreten der Resolution wird der hinterlegte Token mit entweder 0,- also einem komplett Verlust oder 1,- also einem Gewinn ausbezahlt. Die Auszahlung passiert ebenfalls in USDc und ist auf der Blockchain ersichtlich.

Mehr zu Conditional Tokens: https://docs.gnosis.io/conditionaltokens/docs/introduction1

Es gibt bei Polymarket zwei unterschiedliche Arten von Wetten. Die eine ist rein Binär also “ein Ereignis tritt bis Ende des Jahres ein”. Wie in diesem Beispiel https://polymarket.com/event/will-the-us-confirm-that-aliens-exist-in-2024 in dem es darum geht ob die US Regierung bis Jahresende bestätigen wird, dass Aliens existieren.

Daneben gibt es auch noch Wetten mit mehreren Ergebnissen, die sich jedoch Gegenseitig ausschließen. Hierzu gehörte auch die Wette auf den nächsten Präsidenten der USA. Oder wie in diesem Beispiel https://polymarket.com/event/fed-interest-rates-december-2024?tid=1732189136595 auf dem darauf gewettet wird, wie sich der Leitzinssatz der FED in deren Dezember Meeting verändern wird, hierfür gibt es mehrere Antwortmöglichkeiten, von denen jedoch nur eine eintreten kann.

Beide Umsetzungen sind leicht unterschiedlich jedoch sollte die Art der Wette keinen Einfluss haben.

Steuerliche Einstufung von Polymarket

Die steuerliche Behandlung von Gewinnen auf hängt von verschiedenen Faktoren ab. Es gibt insgesamt sieben Einkunftsarten und nur wenn ein Gewinn unter eine dieser Einkunftsarten fällt ist er steuerpflichtig.

Besteuerung des Einsatzes:

- Art der Einkünfte: Da Polymarket Wetten durch den Einsatz von Stablecoins erzielt werden, handelt es sich steuerlich um Einkünfte aus privaten Veräußerungsgeschäften. Diese sollten jedoch eher gering sein und den Kursschwankungen zwischen USDc und EUR entsprechen.

Besteuerung des Gewinnes

Komplexer als die Einzahlung, die vermutlich aber auch viele nicht bedacht haben, ist die Besteuerung der Auszahlung aus diesen Wetten.

Besteuerung von Gewinnen mit Polymarket

In diesem Abschnitt geht es um die durch die Wetten erzielten Gewinne.

Besteuerung von Polymarket: Sind Gewinne steuerfrei wie bei Sportwetten?

Die Frage nach der Besteuerung von Gewinnen auf Polymarket führt oft zu Unsicherheiten. Da die Plattform eine dezentrale Umgebung für Wetten auf politische, gesellschaftliche oder sportliche Ereignisse bietet, stellen sich viele Nutzer die Frage: Sind diese Gewinne steuerpflichtig – oder gelten sie als steuerfreie Wettgewinne, wie bei herkömmlichen Sportwetten?

Gewinne aus Sportwetten sind in Deutschland grundsätzlich steuerfrei, da diese als Glücksspiel gelten und vom Wettanbieter die Wettsteuer entrichtet wird. Eine mögliche Argumentation gegenüber dem Finanzamt ist daher, dass es sich bei der Nutzung von Polymarket um einen neuen Anbieter für Wetten (wie z.B. Sportwetten) handelt und die Gewinne aus den Wetten damit nicht der Steuer unterliegen. Dies bedeutet im Umkehrschluss jedoch auch, dass Verluste aus Wetten nicht abziehbar sind.

Mehr zum Thema Sportwetten: https://www.vlh.de/wissen-service/steuer-abc/sportwetten-sind-wettgewinne-steuerfrei.html

Doch keine Sportwetten? - Besteuerung als sonstige Einkünfte

Das ein Glücksspiel nicht der Steuer unterliegt, hängt damit zusammen, dass hier statistisch gesehen kein Gewinn möglich ist. Egal wie “gut” man darin ist, Lotto zu spielen, man wird es über lange Zeit oder mit strategischem Auswählen von Zahlen trotzdem nicht schaffen, einen Gewinn zu haben. Anders gesagt, der Erwartungswert beim Lottospielen ist immer negativ. Auch wenn sich das viele nicht eingestehen wollen, ist das Gleiche bei Sportwetten der Fall. Das unterschiedliche Ergebnisse ein unterschiedliche Wahrscheinlichkeit haben z.B. Team A gewinnt, mag viel Wahrscheinlicher sein, wie das Team B gewinnt, ist dafür nicht relevant, diese Unausgeglichenheit wird über die sogenannte Quote dargestellt und ist damit Teil der Wette.

Ein gleicher Mechanismus ist ebenfalls bei Polymarket der Fall.

Nachdem bei Polymarket jedoch kein Wettbüro oder ähnliches dahinter ist und die Kurse sich rein algorithmisch zusammensetzen wird immer der Gesamt Betrag der eingezahlt wird auch ausbezahlt wird (abzüglich von Transaktionsgebühren; Polymarket selbst hat derzeit keine Gebühren). Insofern ist der Erwartungswert beim Wetten auf Polymarket null, bzw leicht negativ aufgrund der Gebühren.

Schaut man sich die Daten jedoch etwas genauer an und aufgeteilt auf Wallets liegt der Median aller Wallets bei einem Verlust von 100€. Es gibt also wenige sehr erfolgreiche Wallets und viele mit Verlusten. Hierzu hat auch Cointelegraph bereits berichtet: https://cointelegraph.com/news/gambling-on-polymarket-profitability-data-revealed 

In diesem Zusammenhang ist ebenfalls das Dashboard von Dune interessant: https://dune.com/filarm/polymarket-activity 

Weitere Analysen zur Auswertung von Polymarket sind hier zu finden: https://layerhub.xyz/protocols/polymarket

Sollte das Finanzamt zur Ansicht kommen, dass es sich hierbei nicht um Glücksspiel handelt sondern um eine Tätigkeit, die mit Gewinnerzielungsabsicht ausgeführt wird, dann könnte dies zur Einstufung als sonstige Einkünfte § 22 Nr 3 Einkommensteuergesetz führen.

Damit unterlagen, die Gewinne, falls sie über der Freigrenze von 256€ liegen, dem persönlichen Steuersatz.

Pokerspieler und Sportwetten - Was ist für Polymarket anwendbar

 Privatanleger vs. Gewerbetreibender: In Deutschland wird zwischen privaten und gewerblichen Anlegern unterschieden. Wer regelmäßig und in großem Umfang auf Polymarket wettet, könnte unter Umständen als gewerblicher Trader eingestuft werden. Diese Einstufung hat erhebliche Auswirkungen auf die Steuerhöhe und -pflichten. Wer sich mit diesem Thema näher befassen möchte, sollte sich die Einstufung des gewerblichen Poker Spielers näher ansehen. (z.B. Urteil vom BFH Urteil v. 16.09.2015 - X R 43/12 und  FG Köln vom 31.10.2012, Az.: 12 K 1136/11) ausschlaggebend ist hier ob es sich um reines Glücksspiel handelt oder eine Mischung aus Glück- und Geschicklichkeitsspiel vorliegt. Sollte es sich also herausstellen, dass jemand durch großes Geschick eine Möglichkeit gefunden hat, dauerhaft Gewinne erzielen zu können, wäre dies durchaus eine Gefahr, dass damit das Finanzamt eine Einstufung als Gewerblich vornimmt.

Sollte das Finanzamt zur Ansicht kommen, dass es sich hierbei um eine gewerbliche Tätigkeit handelt, die Nachhaltig und mit Gewinnerzielungsabsicht ausgeführt wird, dann könnte dies zur Einstufung als Gewerbliche Einkünfte nach § 15 Einkommensteuergesetz führen.

Damit unterliegen die Gewinne dem persönlichen Steuersatz. Die Einkünfte unterliegen ebenfalls der Gewerbesteuer und auch die Umsatzsteuer muss in diesem Fall beachtet werden.

Ebenfalls müssen für diese Art der Einkünfte weitere Anlagen zur Einkommensteuererklärung abgegeben werden.

Kryptosteuertools und die Besteuerung von Polymarket

Die von uns getesteten Kryptosteuertools haben beim Import von Adresse, die Polymarket verwendet haben daraus eine Besteuerung als Trading (Privates Veräußerungsgeschäft) gemacht.

Diese Einstufung ist vermutlich die, die am wenigsten Aufmerksamkeit bekommt. Eine Wette, die durch Polymarket gemacht wird, ist technisch gesehen durch einen NFT abgebildet. Dieser blockchain basierte NFT, ist wie jede andere Kryptowährung auch ein Asset, das gehandelt werden kann. Eingegangene Wetten können daher auch vor Ablauf wieder verkauft werden.

Die meisten Kryptosteuer Tools machen aus Polymarket Transaktionen aktuell Trades, diese Einstufung muss jedoch nicht beibehalten werden, sondern stellt lediglich eine Auswertung des Toolanbieters dar. 

Mit jedem Platzieren einer Wette wird ein Einsatz bezahlt, was dem Kauf eines NFTs entspricht. Mit jedem Resolven einer Wette, wenn also das Ergebnis feststeht und die Gewinne ausbezahlt werden, wird das NFT geburnt und der Gewinn an die Gewinner ausbezahlt. Die Verlierer erhalten in diesem Scenario nichts.

Die Einstufung in Portfolio Tools (bei uns wurde insbesondere Cointracking untersucht) findet derzeit als Trade statt. Es werden hierbei USDc gegen ein NFT gehandelt und wieder zurück.

Beispiel Transaktion (steht nicht in Zusammenhang mit einem Kunden von uns):

Kauf: https://polygonscan.com/tx/0x7753749f5e69662a05cc5929971309554cdc1410e347b82cf2156fe908f1ec37

Verkauf: https://polygonscan.com/tx/0x2a782403899ac66880783eaebfb98de889547135123a1f0ad1877bb457e182a2

Screenshot aus Cointracking

Für die Einordnung der Transaktionen von Polymarket als privates Veräußerungsgeschäft müsste eine Klassifizierung des Wett-Tokens als Wirtschaftsgut erfolgen. Dies ist unserer Meinung nach eher fraglich ob für eine solche rein technische Abbildung einer Wette die Eigenständigkeit eines Wirtschaftsgutes bejaht werden kann. Allein diese Frage zu klären, brauch jedoch einen eigenen Artikel. Auf den ersten Blick würden wir das verneinen.

Für die Berechnung der Gewinne und die Darstellung mag dies erstmal hilfreich sein.

Wettsteuer

Auf die Wettsteuer wird in diesem Artikel nicht eingegangen. Diese ist vom Anbieter der Wetten abzuführen und damit für die Nutzer der Plattform kein Thema.

Nutzung der Gewinne

Eine herausforderung stellt es dar, dass die Gewinne, die auf Polygon in USDC ausgezahlt werden entsprechend getracked werden müssen. Ansonsten kommt es bei der Verwendung dieser USDC zu fehlenden Anschaffungen und je nach Tool werden diese dann als komplett steuerpflichtig behandelt. Dies trifft auch zu, wenn man davon ausgeht das die Gewinne selbst steuerfreie Lotteriegewinne sind.

Dokumentation und Aufzeichnungspflichten

Da Transaktionen auf Polymarket direkt auf der Blockchain stattfinden, ist eine lückenlose Dokumentation aller Gewinne und Verluste unerlässlich. Steuerbehörden erwarten von Krypto-Investoren, dass sie ihre Transaktionshistorie nachweisen können. Hier sind einige Tipps:

- Wallet-Tracker: Nutzen Sie Wallet-Tracker-Software, um Ihre Gewinne und Verluste automatisch zu erfassen und zu kategorisieren.

- Transaktionsprotokolle: Bewahren Sie alle Transaktionsprotokolle und ggf auch Screenshots auf, insbesondere bei der Ein- und Auszahlung von Stablecoins.

Besonderheiten und rechtliche Grauzonen

Die Besteuerung von Kryptowährungen und dezentralen Plattformen darunter bestimmt auch Polymarket steht derzeit im Fokus der Finanzaufsichtsbehörden. In Deutschland sind die Regelungen für Stablecoin-Wetten und Smart Contracts rechtlich nicht verankert oder gerichtlich geklärt. Daher sollten sich Nutzer auf mögliche Änderungen in der Besteuerung einstellen.

Fazit: So versteuern Sie Polymarket-Gewinne korrekt

Polymarket und andere dezentrale Plattformen bieten eine spannende Möglichkeit, an den Ergebnissen globaler Ereignisse zu partizipieren. Die Besteuerung dieser Gewinne erfordert jedoch Sorgfalt und Transparenz, verschiedene Auslegungsmöglichkeiten sind möglich.

Derzeit sind verschiedene Auslegungen möglich, insbesondere auch die einer steuerfreien Lotteriegewinnes. Egal für welche Auslegung man sich am Ende entscheidet, diese sollte dem Finanzamt gegenüber inkl einer Begründung und aller Transaktionen in diesem Zusammenhang offengelegt werden.

Denken Sie daran:

1. Private vs. gewerbliche Einstufung prüfen.

2. Dokumentation aller Transaktionen (trotz Blockchain) sichern.

3. Eventuell steuerliche Beratung in Anspruch nehmen.

Durch eine proaktive Herangehensweise können Steuerprobleme vermieden werden, und Sie bleiben auf der sicheren Seite.

Wenn auch du Probleme oder Herausforderungen mit komplexen Themen aus dem Bereich Kryptowährungen oder Blockchain-basierte Assets hast, dann melde dich gerne bei uns.

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